Rückenschmerzen: Ursachen und mögliche
Erkrankungen
Rückenschmerzen
lassen sich der Ursache nach grob in zwei Gruppen einteilen:
Bei
nicht-spezifischen
Rückenschmerzen kann der Arzt keine eindeutige Ursache der
Beschwerden finden. Die überwiegende Mehrheit aller Fälle von Rückenschmerzen
fällt in diese Kategorie.
Spezifische Rückenschmerzen
dagegen haben eine eindeutig feststellbare Ursache, die allerdings nicht
zwingend von der Wirbelsäule ausgehen muss. Oftmals sind Erkrankungen andere
Organe die Auslöser. Zu den möglichen Ursachen von Rückenschmerzen gehören:
- Muskelverspannungen:
Sehr häufig sind Muskelverspannungen aufgrund von Fehlhaltungen,
einseitigen Belastungen und mangelnder Bewegung die Ursache von
Rückenschmerzen. Es kommt dabei zu einer ungleichmäßigen Belastung der
Muskeln – manche Muskeln werden überfordert, andere unterfordert. In der
Folge verkürzen oder verhärten sich Muskeln, was Verspannungen und
Schmerzen nach sich ziehen kann. Auch ein eingeklemmter Nerv kann aus Muskelverspannungen
resultieren und Rückenschmerzen verursachen. - Blockade (Wirbelblockade, Wirbelfehlstellung):
Ein verspannter Muskel kann mit der Zeit einen Wirbel aus seiner normalen
Position ziehen. Zu einer solchen Wirbelfehlstellung oder Blockade kann es
auch kommen, wenn man plötzlich etwas tut, was der Körper nicht gewohnt
ist (etwa eine ruckartige Bewegung beim Sport). Wirbelblockaden können
Schmerzen an der Muskulatur, an den Wirbelgelenken oder
Nervenaustrittskanälen verursachen und manchmal auch in die Arme oder
Beine ausstrahlen. Eine häufige Blockade betrifft das Gelenk zwischen
Kreuzbein und Beckenknochen, das sogenannte Iliosakralgelenk (ISG). Mediziner
sprechen dann vom ISG-Syndrom oder der ISG-Blockade. - Iliosakralgelenk-Syndrom (ISG-Syndrom):
Das Iliosakralgelenk wird auch Kreuzbein-Darmbein-Gelenk genannt. Dieses
Gelenk ist – im Unterschied zu anderen Gelenken des Körpers – nur begrenzt
beweglich, es wird nämlich von starken Bändern straff zusammengehalten.
Bei einem ISG-Syndrom verschieben sich die Gelenkflächen des
Iliosakralgelenks gegeneinander und blockieren durch erhöhte
Muskelspannung, was Rückenschmerzen verursachen kann. - Bandscheibenvorfall:
Die Bandscheiben liegen als polsterförmige Stoßdämpfer zwischen den einzelnen
Wirbelkörpern und bestehen aus einem weichen Gallertkern, umschlossen von
einem Ring aus Faserknorpel. Wenn der Gallertkern verrutscht und die
Faserhülle durchbricht, liegt ein Bandscheibenvorfall vor. Er verursacht
heftige Rückenschmerzen, wenn die aus der verrutschten Bandscheibe
austretende Gallertmasse auf die benachbarten Nerven drückt.
Am häufigsten wird der Ischiasnerv eingeklemmt, genauer gesagt: eine der
Nervenwurzeln, die im Lendenwirbel- und Kreuzbeinbereich aus dem
Rückenmark austreten und sich unterhalb des Beckens zum Ischiasnerv
vereinen. Dieser dickste und längste Nerv des Körpers zieht an der
Rückseite des Oberschenkels nach mehrfacher Verästelung bis hinunter zum Fuß.
Ein eingeklemmter Ischiasnerv kann daher Schmerzen verursachen, die vom
Gesäß über die Rückseite des Beins bis in den Fuß ausstrahlen. Eine solche
Ischialgie kann neben einem Bandscheibenvorfall aber auch andere Ursachen
haben. - Verschleiß der Wirbelsäule (Arthrose der Wirbelsäulengelenke, Facettensyndrom):
Mit zunehmendem Alter kommt es zu einer Abnutzung der Wirbelsäulengelenke
im Körper. Geht dieser altersbedingte Verschleiß der Gelenke über das
normale Maß hinaus, sprechen Mediziner von Arthrose. Eine Arthrose der
Wirbelsäulengelenke kann Rückenschmerzen verursachen, besonders zu Beginn
einer Bewegung (zum Beispiel beim morgendlichen Aufstehen). Während der
Bewegung lassen sie langsam nach. - Wirbelkanalenge (Spinalstenose):
In der Wirbelsäule verläuft der Spinalkanal mit dem darin liegenden
Rückenmark, das Nervensignale zwischen gehirn und Körper austauscht. Bei
einer Spinalstenose ist dieser Kanal stellenweise eingeengt und drückt auf
das Rückenmark beziehungsweise die austretenden Nervenwurzeln. Die Folge
sind Rückenschmerzen, zum Beispiel im Bereich des Kreuzbeins
(Kreuzschmerzen). - Wirbelsäulenentzündung (Morbus Bechterew):
Der Begriff steht für eine chronisch-rheumatische Entzündung der
Wirbelsäule sowie des Gelenks, das die Wirbelsäule mit dem Darmbein
verbindet (Iliosakralgelenk). Die fortschreitende Erkrankung löst
tiefsitzende Rückenschmerzen aus und kann die Gelenke mit der Zeit immer
steifer machen. Daher wird Morbus Bechterew auch Spondylitis ankylosans
genannt, was übersetzt „versteifende Wirbelentzündung“ bedeutet. - Osteoporose (Knochenschwund):
Bei Osteoporose werden die Knochen zunehmend brüchig und können dann schon
bei kleinsten Belastungen (wie Hinfallen, Anstoßen) brechen. Oftmals kommt
es dabei zu Wirbelkörpereinbrüchen, die mit Rückenschmerzen einhergehen. - Wehen:
Für viele Schwangere fühlen sich Wehen wie Rückenschmerzen und ein Ziehen
in der Leistengegend an. Aber auch schon im Verlauf der Schwangerschaft
können Rückenschmerzen auftreten (siehe unten). - Gürtelrose:
Dieser schmerzhafte Hautausschlag wird vom gleichen Virus
ausgelöst wie die Windpocken (Variella-Zoster-Virus).
Meistens bildet er sich einseitig am Rumpf, und zwar entlang von
Rückenmarksnerven (zum Beispiel dort, wo der Hosengürtel sitzt). Im
Zusammenhang mit der Gürtelrose kann es zu starken
Rückenschmerzen kommen. - Akute Prostataentzündung (Prostatitis):
Eine akute Entzündung der Vorsteherdrüse (Prostata)
kann Männern neben Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen unter
anderem auch Rückenschmerzen bescheren. - Nierenbeckenentzündung:
Eine Nierenbeckenentzündung wird meist durch Bakterien ausgelöst und kommt vor
allem bei Frauen vor. Sie kann – besonders, wenn sie chronisch verläuft –
langwierige Rückenschmerzen hervorrufen. - Nierensteine:
Im Unterschied zur Nierenbeckenentzündung treten Nierensteine bevorzugt bei Männern
auf. Manchmal sind sie so klein (Nierengrieß), dass sie einfach mit dem
Urin über den Harnleiter ausgeschieden werden. Größere Nierensteine können
aber im Harnleiter stecken bleiben – die Folge ist eine Nierenkolik, die
je nach Lage des Nierensteins unter anderem stechende, krampfartige und
wellenförmige Rückenschmerzen auslösen kann. - Brustenge (Angina pectoris):
Eine vorübergehende Unterversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff löst
einen Angina-pectoris-Anfall aus. Die Betroffenen klagen unter Symptomen
wie Schmerzen und Enge in der Brust,
Beklemmungsgefühl, plötzlicher Atemnot, Übelkeit, Erbrechen – und eben auch
Rückenschmerzen. - Herzinfarkt (Myokardinfarkt):
Die bei einem Herzinfarkt auftretenden Schmerzen im Herzbereich strahlen
oft in andere Körperregionen aus, zum Beispiel zwischen die Schulterblätter
in den Rücken. - Herzmuskelentzündung (Myokarditis):
Manchmal verbergen sich hinter Rückenschmerzen die Beschwerden einer
Myokarditis – einer meist durch Viren oder Bakterien ausgelösten
Entzündung des Herzmuskels. - Herzbeutelentzündung (Perikarditis):
Zu den typischen Symptomen einer akuten Herzmuskelentzündung zählen
stechende Schmerzen hinter dem Brustbein oder im linken Brustkorb. Sie
strahlen manchmal in die Schulterblattregion aus – der Patient klagt über
Rückenschmerzen. - Erweiterung der Hauptschlagader (Aortenaneurysma):
Die sack- oder spindelförmige Erweiterung der Aorta
tritt am häufigsten im Bauchbereich auf. Ein solches Bauchaortenaneurysma
kann unter anderem zu Rückenschmerzen führen. - Lungenentzündung (Pneumonie):
Neben Husten und Fieber
sind manchmal auch Rückenschmerzen auf eine durch Bakterien, Viren oder
Pilze verursachte Lungenentzündung zurückzuführen. - Kollaps der Lunge
(Pneumothorax):
Bei einem Pneumothorax sammelt sich Luft in dem schmalen Raum zwischen
Lunge und Brustwand (Pleuraraum oder Pleuraspalt), etwa aufgrund eines
geplatzten Lungenbläschens und einer Verletzung der Lunge. Der betreffende
Lungenflügel fällt in sich zusammen, erkennbar unter anderem an
plötzlichen einsetzenden Schmerzen im Brustbereich, die bis in den Rücken
ausstrahlen können. - Lungeninfarkt (Lungenembolie):
Zu einer Lungenembolie kommt es, wenn ein Blutgerinnsel den Blutfluss in
einer Lungenarterie blockiert. Die Folge sind Schmerzen in der Brust, die sich wie
beim Pneumothorax auch nach hinten fortsetzen und Rückenschmerzen im
Brustkorbbereich (Thorax) auslösen können. - Rippenfellentzündung (Pleuritis):
Eine Rippenfellentzündung tritt oft in Folge einer Lungenerkrankung wie
Lungenentzündung auf. Die trockene Form der Erkrankung (wenig Flüssigkeit
im Pleuraspalt = Raum zwischen Lungen- und Rippenfell) macht sich durch
heftige, stechende Brustschmerzen oder Rückenschmerzen
bemerkbar. - Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis, Refluxkrankheit):
Eine Entzündung der Speiseröhrenschleimhaut verursacht vor allem brennende
Schmerzen hinter dem Brustbein (Sodbrennen), die bis in den Rücken
ausstrahlen können. - Speiseröhrenkrampf (Ösophagusspasmus):
Hierbei kommt es – spontan oder ausgelöst durch das Schlucken – zu
krampfartigen Kontraktionen der Speisröhrenmuskulatur, die den
Nahrungsbrei aber nicht weiter in Richtung Magen
befördern. Vielmehr staut sich die Nahrung, was starke Schmerzen hinter
dem Brustbein auslöst. Sogar Schmerzen in benachbarten Körperregionen –
wie eben Rückenschmerzen – können auf Speiseröhrenkrampfe zurückzuführen
sein. - Speiseröhrenverletzungen:
Einrisse in der Speiseröhrenwand (etwa durch verschluckte Fremdkörper)
sind selten, großflächige Risse (etwa durch heftiges Erbrechen wie bei Bulimie) noch seltener. Sie gehen mit
einem plötzlichen heftigen Schmerz (Vernichtungsschmerz) hinter dem
Brustbein einher, der bis in den Rücken ausstrahlen kann. - Bauchspeicheldrüsenentzündung
(Pankreatitis): Sowohl eine akute als auch eine
chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ruft
Schmerzen im Oberbauch hervor, die oftmals gürtelförmig nach hinten
ausstrahlen und dann als Rückenschmerzen wahrgenommen werden. - Lungentumor (Pancoast-Tumor):
Der Pancoast-Tumor ist eine seltene bösartige Wucherung an der
Lungenspitze. Sie kann unter anderem Rückenschmerzen – genauer:
Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule – hervorrufen. - Wirbelsäulentumor und Rippentumor:
Rückenschmerzen können auch durch einen Wirbelsäulentumor oder Rippentumor
verursacht werden. Manchmal sind solche Tumoren gutartig, manchmal
bösartig. Im zweiten Fall handelt es sich fast immer um Tochtergeschwülste
von Krebstumoren in anderen Körperregionen wie Brust- oder Lungenkrebs.
Rückenschmerzen: Wann müssen Sie
zum Arzt?
Rückenschmerzen
sind nicht immer das Anzeichen einer mehr oder weniger starken Erkrankung, die
einen Arztbesuch erfordert. Oft stecken zum Beispiel nur mangelnde Bewegung
oder ungünstige Körperhaltungen hinter den Beschwerden. In folgenden Fällen
sollten Sie aber sicherheitshalber zum Arzt gehen:
- atypische Rückenschmerzen
- anhaltende Rückenschmerzen
- zunehmende Rückenschmerzen
Beratung und Info: senseisports@web.de